02.02.2002 Feuerwehrbericht Februar 2002 - Feuerwehr Sonneberg-Mitte

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02.02.2002 Feuerwehrbericht Februar 2002

Einsätze > Rückblick > Einsätze vor 2003
Im Dezember und Januar 202 Mal zu Hilfe gerufen
Sonneberger Feuerwehr hat so viel Einsätze wie noch nie

Von Peter Cissek
Sonneberg – Erst die Brandserie, dann massenweise Schnee und nun das Hochwasser: die Freiwillige Feuerwehr Sonneberg hatte in den vergangenen Wochen so viele Einsätze zu absolvieren wie noch nie, sagte Stadtbrandinspektor Riko Großmann. Im Dezember wurden die Kameraden 47 Mal zu Hilfe gerufen, im Januar 155 Mal. In Durchschnittsmonaten rücken sie dagegen etwa 30 Mal aus.

Doch die vergangenen Wochen waren alles andere als durchschnittlich, sondern kraftzehrend. Schon am 3. Dezember raubte ein Großfeuer in einem ehemaligen Autohaus in der Köppelsdorfer Straße den Einsatzkräften die Nacht und den folgenden Vormittag. Alsbald gab es die nächste Brandstiftung. Kaum war die Wehr am 11. Dezember vom Löschen eines Schuppens zurückgekehrt, wurde sie um 21.44 Uhr zum Wohnhausbrand in die Bernhardstraße gerufen, bei dem sie bis zum nächsten Morgen gefordert war. Am Abend des 16. Dezember gab es den vorerst letzten Großbrand in der Kreisstadt. Ein leer stehendes Wohnhaus am Oberen Graben, die ehemalige Puppenfabrik Scherf, brannte. Kurze Zeit darauf wurde ein 37-Jähriger als mutmaßlicher Brandstifter gefasst.

Nach fünf Klein- und drei Großbränden im Dezember hofften die Kameraden auf eine ruhigere Zeit, doch weit gefehlt. Nicht nur das Beseitigen von Ölspuren nach Verkehrsunfällen gehört inzwischen zum Alltagsgeschäft, sondern auch die Bergung von Personen. In der Erich-Weinert-Straße hatten Nachbarn auf dem Balkon eine leblose Person liegen sehen; derjenige Mieter öffnete die Wohnungstür nicht. Die alarmierte Feuerwehr wollte erst über die Drehleiter auf den Balkon gelangen, was jedoch Baumaßnahmen am Haus verhinderten, weshalb sie die Wohnungstür gewaltsam öffnen musste. Der ältere Mann wurde verstorben aufgefunden.

Kurz vor Weihnachten setzten starke Schneefälle ein, die Freiwilligen kamen wieder nicht zur Ruhe. Vom 26. Dezember an sorgten die weißen Massen für 20 Einsätze. In sechs Fällen mussten unter Schneelast umgeknickte Bäume entfernt werden. Oft angefordert wurden die Kameraden auch, um Dachlawinen von der Drehleiter aus mit Schaufeln abzustechen und kontrolliert auf den Gehweg abgehen zu lassen. Im Durchschnitt kommen bei der Sonneberger Wehr immer 25 Kameraden zum Einsatz.

Der Übergang ins neue Jahr war keineswegs ruhig: beim letzten Alarm 2001 wurde am Silvesterabend eine im Busbahnhofsfahrstuhl steckengebliebene Person befreit. Die Türen waren vereist. Am Neujahrstag 8.38 Uhr gab es den nächsten Einsatz, als im Wolkenrasen eine Heizungsleitung platzte und zwei Kellereingänge überschwemmt wurden. „Das Auspumpen war sehr schwierig, weil das Wasser sehr heiß war“, sagte Großmann.

Nach diesem Jahreswechselintermezzo wurde die Einsätze wieder eiskalt. Bei der großen Schneeräumaktion in Zusammenarbeit mit dem Technischen Hilfswerk fiel die Quecksilbersäule bis auf minus 20 Grad. Während andere Sonneberger am ersten Januarwochenende die letzten Tage ihres Weihnachtsurlaubs genossen, waren die Einsatzkräfte der Feuerwehren Köppelsdorf und Stadtmitte am Samstag von 14 bis 1.30 Uhr und am Sonntag von 9 Uhr bis nachts um eins im Dienst. Ohne Schicht, ohne Personalwechsel. Denn die anderen Stadtwehren übernahmen die Bereitschaft, erklärte Großmann. Insgesamt 31 Mal wurde die Feuerwehr im Januar zum Schneeräumen oder Abschlagen gefährlicher Eiszapfen angefordert. Daneben gab es noch 33 weitere Einsätze, wie das Öffnen einer Wohnung in der Bettelhecker Straße unter Aufsicht der Polizei, weil es dort zu einem Wasserrohrbruch kam und die Bewohner nicht zu Hause waren.

Die Sonneberger Feuerwehr stürzte in den vergangenen Wochen von einem Extrem ins andere: kaum war der Schnee weg, kam das Hochwasser. Allein deswegen gab es vom vergangenen Sonntag acht Uhr bis Dienstag 19 Uhr genau 91 Einsätze. „Manche Kameraden waren unentwegt im Dienst und haben in dieser Zeit keine Stunde geschlafen“, sagte der Stadtbrandinspektor. „Unsere Familien haben wir hintenan gestellt. Das ist unser Los.“ Doch für den Raubbau an ihrer Gesundheit erhalten die Feuerwehrmänner „keinen müden Euro“, erklärte Großmann.

Die Kameraden freuen sich aber über kleine Gesten, wenn sie beispielsweise beim Schneeräumen von Fremden ein heißes Getränk erhalten. Viele Feuerwehrleute sind reine Idealisten, die nur selten ihre Situation verfluchen. Der Stadtbrandinspektor ist für ihre unentwegte Einsatzbereitschaft dankbar, ebenso für das Verständnis der Arbeitgeber. Vier Prozent der Kameraden mussten nach Nachteinsätzen morgens zur Arbeit. Die meisten jedoch werden von ihren Arbeitgebern freigestellt, wofür die Stadt den Betrieben einen Verdienstausfall zahlt, der geringer ist, als die Einnahmen aus der Arbeitskraft des Feuerwehrmannes.

Wenn die FFw Menschenleben und Sachwerte rettet, gibt es für viele Arbeitgeber keine Frage. „Aber wenn der Mitarbeiter nur wegen einer Ölspur auf der Straße seine Maschine verlässt, haben viele Chefs weniger Verständnis“, sagte Großmann, „erst recht wenn sich die Einsätze so häufen wie zuletzt.“

Der Sonneberger Stadtbrandinspektor findet, dass die Feuerwehrleute in den USA von der Bevölkerung eine größere Anerkennung erhalten als hier. Das habe er bei seinen beiden Feuerwehrreisen mit Sonneberger Kameraden 1996 und 1997 nach New York bemerkt, als die Reisegruppe die dortige Feuerwehrakademie, das Feuerwehrmuseum und verschiedene Feuerwachen besuchte. Riko Großmann hält seitdem via E-Mail Kontakt zu Lee Morris, einem Feuerwehrmann aus dem New Yorker Stadtteil Long Island. Nach dem Terror-Anschlag auf das World Trade-Center sorgte sich der Sonneberger Stadtbrandinspektor um seinen amerikanischen Freund, kamen doch unzählige Feuerwehrleute bei den Rettungseinsätzen ums Leben. Lee Morris hatte Glück, sechs Kameraden seiner früheren Leiterwache nicht.

Morris hat den gleichen Tagesrhythmus wie viele Sonneberger Feuerwehrleute in den vergangenen zwei Monaten: Arbeit, Feuerwehr und wenige Stunden Schlaf. Lee Morris räumt in jeder freien Stunde am Ground Zero auf, während die Sonneberger Kameraden mit der Brandserie, den Schnee- und Wassermassen zu kämpfen hatten.

Mehr in unserer Ausgabe vom 02.02.2002 
 
 
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